Tombeau für Gitarre solo
Auftrag von Luca Marty mit Unterstützung der UBS Kulturstiftung
UA: Basel, Gare du Nord, 11.3.2021, Luca Marty
In Tombeau für Gitarre solo interessierte mich das Anknüpfen an Topoi vergangener Musik als kompositorische Fragestellung. Der schnell verklingende Klang der Gitarre, der im 17. Jahrhundert zur musikalischen Metapher der menschlichen Vanitas wurde, war der Ausgangspunkt meines Kompositionsprozesses. In einer Gesellschaft, in der die Vergänglichkeit des Lebens nicht mehr bewusst wahrgenommen, ja gar verdrängt und abgewehrt wird, Musik zu schreiben, heisst, diese Symbolik in einen neuen Kontext zu stellen. Verschiedene Möglichkeiten, kontinuierliche Klänge zu erzeugen, werden erprobt und scheitern. Die formale Entwicklung des Stückes ist beeinflusst vom Modell des Trauerprozess nach Verena Kast, verschiedene Emotionen brechen auf: vergebliches Aufbegehren und Melancholie. Am Ende des Stückes steht das Finden einer neuen Identität.